Tomáš Halík has won this year's Templeton Prize on March 13.

Biographie

Curriculum Vitae (DE)

Prälat Prof. PhDr. Dr. Tomáš Halík

Geboren am 1. 6. 1948 in Prag, Sohn des Literaturhistorikers und Editoren der Werke der Gebrüder Čapek, PhDr. Miroslav Halík. 1966-71 studierte er Soziologie und Philosophie an der Philosophischen Fakultät der Karlsuniversität in Prag (Schüler von Prof. Patočka); den Titel PhDr. erwarb er im Jahre 1972; im Herbst 1968 absolvierte er Trimester der Religionssoziologie und - philosophie an University of Wales in Bangor in Großbritannien. 1984 wurde er als klinischer Psychologe zugelassen. Theologie studierte er geheim in Prag (Schüler von J. Zvěřina) und nach 1989 postgradual an der Päpstlichen Lateranuniversität in Rom (mit Schwerpunkt in Religionswissenschaft). Hier wurde ihm 1992 der akademische Titel Th. Lic. erteilt. Im Herbst 1992 hat er sich für Soziologie an der Fakultät für Sozialwissenschaften in Prag und für praktische Theologie an der Päpstlichen theologischen Fakultät in Breslau habilitiert (Dr. hab. in Theologie). 1997 wurde er zum Soziologieprofessoren an der Karlsuniversität ernannt.

Zwischen 1972 und 1989 übte er unterschiedliche Zivilberufe aus (1972-75 Soziologe in der Firma Chemoprojekt Prag, 1975-84 Psychologe am Lehrstuhl für Arbeitspsychologie des Instituts des Industrieministeriums, 1984-1990 Psychotherapeut der Alkohol- und Drogenabhängigen in der Trinkerheilanstalt des Universitätsklinikums der Karlsuniversität). Als einer der Ersten hat er sich mit dem sozialpsychologischen Training, mit dem Training der Sensitivität und mit der sozialen Kommunikation in der Leitung und Steuerung von Menschen beschäftigt; am Institut für Fort- und Weiterbildung der Ärzte und Pharmazeuten hielt er für Ärzte und Medizinstudenten Vorträge über die Kommunikation zwischen dem Arzt und dem Patienten und über die philosophischen, ethischen und psychologischen Aspekte der Medizin und der Psychotherapie; des Weiteren hat er Fachtexte zu diesen Themen veröffentlicht.

In der Zeit des sog. Prager Frühlings von 1968 war er als Mitglied des Akademischen Studentenrats der Phil. Fakultät der Karlsuniversität in der oppositionellen Studentenbewegung aktiv, er nahm an den ökumenischen Aktivitäten der Christen teil (er zählte zu den Gründungsmitgliedern der Ökumenischen Bewegung der Intelligenz und der Studierenden und des sog. Werkes der Konzilerneuerung; beide Organisationen wurden nach August 1968 verboten). Nach den politischen Säuberungen in den 70. Jahren wurde ihm vom kommunistischen Regime untersagt, an Hochschulen zu unterrichten und nach Westen auszureisen, er war als Feind des Regimes erfasst, und es wurde gegen ihn ermittelt. Er ist und war nie Mitglied einer politischen Partei.

Am 21. Oktober 1978 wurde er in Erfurt vom dortigen Bischof Aufderbeck geheim zum katholischen Priester geweiht. Bis 1989 war er in den “illegalen Strukturen der katholischen Kirche” tätig, in den 80. Jahren zählte er zu den nächsten Mitarbeitern von Kardinal Tomášek, er hat das ökumenische Pastoralprojekt “Jahrzehnt der geistigen Erneuerung der Nation” initiiert. Er war in den Wohnungsseminaren aktiv, vor allem bei Radim Palouš und Ivan und Václav Havel; er war Mitglied der Gruppe Prager Philosophen ”Akademie”; seine Werke sind im Samizdat erschienen; er hat sich an der Veröffentlichung illegaler philosophischer und theologischer Bücher und Zeitschriften beteiligt.

Seit 1.2. 1990 ist er in der Universitätskirche St. Salvator (heute Akademische Pfarrei Prag) als Hochschulseelsorger tätig Bei der Seelsorge für die Prager Hochschulstudenten konzentriert er sich u.a. auf die Förderung der sozialen und kulturellen Tätigkeiten junger Generation, auf die Erziehung zur Toleranz und zur bürgerlichen Verantwortung bei den Christen (Antidrogenprogramme, Vorbereitung auf Ehe und Familie, Begegnungen mit den Vertretern der Roma und anderer ethnischen, kulturellen und religiösen Minderheiten in Tschechien usw.)

Nach dem Tode von Josef Zvěřina am 8.12. 1990 wurde er zum Präsidenten der Tschechischen christlichen Akademie und in den darauf folgenden Jahren wurde er in diese Funktion mehrmals erneuert bestellt. Während seiner Amtszeit hat sich die Tätigkeit der Tschechischen christlichen Akademie in mehr als 70 tschechische Städte erweitert, veranstaltet wurden Hunderte von Vorträgen, Konferenzen, Seminaren und Kolloquien, samt der internationalen. Es wurden Publikations- und Forschungstätigkeit betrieben und Zusammenarbeit mit vielen in- und ausländischen akademischen und kirchlichen Institutionen angeknüpft. Als Präsident der Tschechischen christlichen Akademie organisierte er „Marienbaden Gespräche“ mit der Ackermann-Gemeinde und engagiert sich sehr aktiv für die Versöhnung zwischen Tschechen und Deutschen, besonders ausgetriebenen Sudetendeutschen;
In den Jahren 1990-93 war er der Generalsekretär der Tschechischen Bischofskonferenz und ein wissenschaftlicher Assistent der Katholisch-Theologischen Fakultät der Karlsuniversität für die Fächer Psychologie und Soziologie. 1990 beteiligte er sich in Vatikan an der Vorbereitung des ersten Besuchs des Papstes in Tschechien und wurde in demselben Jahr vom Papst Johannes Paul II. auf zwei Jahre zum Konsultoren des Päpstlichen Rates für den Dialog mit Nichtglaubenden ernannt.

Seit 1993 doziert er an der Philosophischen Fakultät der Karlsuniversität in Prag, seit 1997 als Professor für Soziologie. Nach 1989 hat er an vielen Universitäten in Europa, USA, Latein Amerika, Asien, Australia, Kanada und Südafrika Vorträge gehalten. Im Sommersemester 1999 war er Gastprofessor am Lehrstuhl für Internationale Politikwissenschaften der Pittsburger Universität und im Frühjahr 2000 an University of New York in Prag. Im Herbstsemester war er Gastprofessor an der Universität in Oxford, im Herbst 2003 an der Universität in Cambridge, in 2009 an der Harvard University. In seiner wissenschaftlich-pädagogischen Arbeit konzentriert er sich vor allem auf die Religionsphilosophie und Religionssoziologie. Er war zusammen mit Professor Zulehner Initiator des internationalen Forschungsprojektes Aufbruch, das sich auf die Religiosität und auf die Rolle der Kirchen in den postkommunistischen Gesellschaften konzentrierte, und beteiligte sich an mehreren weiteren in- und ausländischen wissenschaftlichen Forschungsprojekten. In den Jahren 1991-93 absolvierte er das praktische Training in Organisationssteuerung, Steuerung von Menschen und Kommunikation mit den Medien in Österreich, Deutschland und Israel. Im Januar 2002 nahm er an einer Expedition in die Antarktis teil.

Er engagiert sich im öffentlichen Leben, in den Bürgerinitiativen und in den Medien, spricht sich für die Toleranz und für den Dialog unter den Angehörigen verschiedener Völker, Rassen, Religionen und politischer Gruppen aus, nimmt zu den Fragen der politischen, wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Ethik Stellung.
Er hat mehr als 300 Arbeiten (Artikeln und Bücher) veröffentlicht. Seine Bücher werden in 11 Sprachen übersetz. Sein Buch Geduld mit Gott wurde 2011 von der Europäischen Gesellschaft für Katholische Theologie als „bestes theologisches Buch in Europa“ ausgezeichnet.
Er ist Mitglied der Redaktionsbeiräte von in- und ausländischen Zeitschriften sowie vieler Fachgremien und wissenschaftlicher Gesellschaften im In- und Ausland - z.B. der Schweizerischen psychotherapeutischen Gesellschaft, der Daseinsanalytischen Gesellschaft, der Europäischen Gesellschaft für katholische Theologie, der Gesellschaft der Wissenschaften und Künste mit Sitz in Washington, der Internationalen Gesellschaft für Religionspsychologie, er wurde zum lebenslangen Mitglied der Görres-Gesellschaft in Deutschland ernannt, er ist ein Ehrenmitglied der Gesellschaft für Kirchenrecht usw. Er war Mitglied des Wissenschaftlichen Rates der Universität in Olmütz und des Wissenschaftlichen Rates des Zentrums für theoretische Studien der Karlsuniversität. 1998 wurde er zum Mitglied der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste gewählt und feierlich ernannt.

Seit der Hälfte der Neunzigerjahre engagiert er sich auch international in den Bemühungen um den Dialog und um die Verständigung unter einzelnen Religionen und Kulturen. Er nahm am Gespräch mit jüdischen Denkern in Israel und in den USA teil, mit Hinduisten in Indien und Großbritannien, mit Buddhisten in Nepal, Japan und Thailand, mit Moslimen in Ägypten (an der Universität Al Azhar in Cairo), Jordanien und Großbritannien usw. Er ist Mitglied des internationalen Organisationsausschusses der Konferenz Forum 2000, wo er vor allem für die interreligiösen Beziehungen zuständig ist. Er gehört zu Gründungsmitgliedern der Arbeitsgruppe für den interreligiösen Dialog in Tschechien, die bei der Tschechischen christlichen Akademie gegründet wurde.

Nach 1989 nimmt er aktiv am öffentlichen Leben teil, tritt in Medien auf und engagiert sich in unterschiedlichen Bürgerinitiativen. Er spricht sich in der Öffentlichkeit gegen die rassische, nationale, religiöse und politische Intoleranz und Gewalt aus, engagiert sich in der deutsch-tschechischen Versöhnung und in der ökumenischen Annäherung unterschiedlicher Kirchen, nimmt Stellung zu Fragen der politischen und wirtschaftlichen Ethik. Regelmäßig veranstaltet er in böhmischen und mährischen Städten Vorträge und Debatten mit den Bürgern zu unterschiedlichen Themen, vor allem aus dem Bereich Ethik. Seit 1999 nahm er regelmäßig an internationalen öffentlichen Debatten und Podiumsdiskussionen mit europäischen Politikern teil, die sich mit der EU-Osterweiterung und mit den kulturellen und geistigen Aspekten der europäischen Integration befassen (in Berlin, Hannover, Passau, Lausanne, Paris usw.) Er war ein externer Berater des tschechischen Staatspräsidenten Václav Havel.
Er erhielt mehrere internationale Preisen - Amerikanische Toleranz-Preis “für ausgezeichnete Verdienste um die Verbreitung der Werte der Toleranz und der Freiheit des Geistes und des Denkens” (2002), Kardinal König Preis für die Verdienste um die Verteidigung der Menschenrechte und der geistigen Freiheit (2003), Romano Guardini Preis „für hervorragende Verdienste um die Interpretation von Zeit und Welt“ (2010), Ritterkreuz des Verdienstordens der Polnischen Republik (2012) etc. Benedikt XVI. verlieht ihm Ehrentitel päpstlicher Prälat.

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